Heike Philipps und Uta Göbel, Pro Igel e.V.

Fast alle Tierfreunde lieben Igel – Gartenfreunde können allerlei tun oder lassen, um den stachligen Gästen das Leben zu erleichtern. Naturnahe Gärten und Gefahrenvermeidung sind Nr. 1, damit Mensch und Igel gut zusammenleben.


Guter Lebensraum für Igel

Igel lieben im Gegensatz zu uns Menschen nicht aufgeräumte Gärten oder Landschaften, sie brauchen in ihrem Lebensraum Deckung, offen durchgängige Gärten und Wasserstellen. Außerdem müssen genügend Nahrungstiere vorhanden sein. Ein einziger Igel braucht eine begrünte Fläche von etwa 2000 qm mit zahlreichen Insekten, um satt zu werden. Igel sind keine Waldbewohner, sie leben heutzutage als Kulturfolger in menschlicher Nähe. Grundstückseinfriedungen mit heimischen Hecken bieten Wohnraum und Nahrung zugleich – und das nicht nur für Igel. Zudem verbessern sie mit ihrem Blattmaterial das Kleinklima. Staudenbeete mit heimischen Pflanzen und Wildblumeninseln auf dem Rasen, statt englischem Rasen am besten eine komplette Wildblumenwiese sichern dem Igel Futter und artgerechte Lebensqualität.

Auch der kleinste Garten bietet Platz für effektive Elemente wie eine Kräuterspirale, wo Igel und andere Kleintiere wohnen und fressen können, während Menschen dort Kräuter für die Küche anbauen und ernten. Der Clou in einem tierfreundlichen Garten ist ein „Slow-Food-Restaurant“ für Igel, ein Holzkeller, der übers Jahr verteilt immer neue Nahrungstiere „liefert“. Der Igel- und Naturfreund hebt ein Loch im Garten aus, füllt es mit heimischem Holz (Stammabschnitte, Äste und Zweigmaterial) und deckt es mit Rindenstücken ab. Diese und viele andere sinnvollen Elemente finden Sie mit einfachen Umsetzungsanleitungen in Broschüren im Pro Igel Webshop.

Als Unterschlupf für den Winterschlaf, den Tagschlaf oder die Wochenbettzeit eignen sich verschiedene Angebote: Ast- und Reisighaufen, Blätterhaufen (gern 1 m hoch und mit Reisig abgedeckt). Auch Igelhäuser aus Stein oder auf den Kopf gestellte Obstkisten aus Holz sind gute Unterschlüpfe, mit einem 10×10 cm großen Einschlupfloch versehen und oben mit Dachpappe wetterfest gemacht, damit das Nistmaterial trocken bleibt. Die Füllung sollte aus Stroh oder aus trockenen Blättern bestehen. Selbst ein Kompostsilo mit einem eingesägten Eingang von 10×10 cm kann als Igelunterschlupf dienen.

 

Gefahren für Igel im Garten und deren Vermeidung

Der Igel (Erinaceus europaeus L.) zählt in Deutschland zu den nach dem Naturschutzgesetz besonders geschützten Tieren. Igel leben heutzutage als Kulturfolger vor unserer Haustüre, in Haus- und Kleingärten, in Parks, oftmals mitten in der Stadt. Hier ist der Lebensraum jedoch oft nur klein, zum Teil verinselt und vielerorts wenig naturnah. Außerdem drohen Igeln im Siedlungsraum zahlreiche überwiegend durch Menschen verursachte Gefahren. Viele Bedrohungen sind ganz einfach zu vermeiden oder zu entschärfen, indem wir:

  • Achtung beim Umgang mit Gartengeräten aller Art, insbesondere mit motorisierten Maschinen: Besonders unter Hecken und Sträuchern oder auch im hohen Gras könnten Igel wohnen und in Gefahr kommen!
  • Keine Mähroboter einsetzen oder diese Geräte wenigstens nicht nachts fahren lassen: Igel könnten lebensbedrohlich verletzt und/oder verstümmelt werden!
  • Bei der Gartenarbeit an morgen denken: Stauden im Herbst nicht zurückschneiden; Heckenschnitt und Laub in einer Gartenecke anhäufen: Igel, andere Kleinsäuger und Insekten brauchen Nistmaterial und Überwinterungsplätze!
  • Keine Gifte im Garten verwenden: Igel & Co. könnten in Lebensgefahr kommen!
  • Grundstückseinfriedungen mit einem Durchschlupf von 10×10 cm versehen und öffnen: Igel müssen freizügig wandern können, ein Garten reicht niemals als Lebensraum!
  • Obstnetze nicht im Garten einsetzen, oder straff spannen und 10 cm Bodenfreiheit belassen: Igel und auch Vögel könnten sich darin verfangen!
  • Brennmaterial für (erlaubte) Brauchtumsfeuer einen Tag vor dem Abbrennen umschichten: Igel könnten in solchen Haufen nisten oder dort Winterschlaf halten!
  • Pools, Teiche mit steilem Ufer, Lichtschächte, tiefe Erdlöcher oder eingegrabene Eimer mit Ausstiegshilfen versehen oder abdecken: Igeln droht Absturzgefahr!
  • Bei Außentreppen die Stufenhöhe durch Ziegelsteine verringern: heruntergefallene Igel könnten sonst nicht erklimmen!
  • Garagentore und Gartenhaustüren nicht ständig offenstehen lassen und regelmäßig kontrollieren: Igel könnten eingesperrt werden!
  • Müll- oder Wertstoffsäcke nicht offen stehen lassen: Igel krabbeln hinein und landen so möglicherweise auf der Deponie oder in der Verbrennungsanlage!
  • Bau- und Sanierungsaktivitäten im Garten verschieben, wenn im Sommer ein Igelnest gesichtet wurde: Eine aufgestörte Igelmutter könnte sonst fliehen und den unselbstständigen Wurf sich selbst überlassen!
  • Igel nicht in „gutgemeinter Absicht“ umsiedeln: Das ist gesetzlich streng verboten (BNatSchG § 44), es könnte beispielsweise eine säugende Igelmutter sein, deren Nachwuchs ohne Milch und Wärme sterben würde!
  • Im Siedlungsraum ab Dämmerungseinbruch vorsichtig und bremsbereit Auto fahren: Igel kreuzen auf ihren Wanderungen oftmals Straßen!

Möchten Sie mehr wissen? Umfangreiches Informationsmaterial und Fachveröffentlichungen aus dem Verlag Pro Igel können Sie bei Pro Igel e.V. unter https://www.pro-igel.de/shop/ bestellen

Bei Fragen rund um den Igel und seinen Lebensraum, wenden Sie sich gern an: info@pro-igel.de

 

 

Kurzportrait des Vereins Pro Igel – Verein für integrierten Naturschutz Deutschland e.V.:

Pro Igel, Verein für integrierten Naturschutz Deutschland e.V., ist der überregional bundesweit tätige Igelschutzverein Deutschlands, der sich durch Öffentlichkeitsarbeit und zahlreiche Publikationen für den Schutz des heimischen Igels einsetzt, Anleitungen zur igelfreundlichen Gestaltung unserer Umwelt und Förderung der Lebensräume sowie zur sachgemäßen Betreuung hilfsbedürftiger Igel herausgibt, Igelfinder beratend unterstützt, und Forschungsarbeiten über das Wildtier Igel sammelt und fördert. Der Verein Pro Igel e.V. bündelt Kontakte, transportiert Wissen und Information rund um Igel, Igelschutz und Igelhilfe in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Laien, führt Aussagen und Daten aus Theorie und Praxis zum Wohl des heimischen Igels in einschlägigen Fachpublikationen auf aktuellem Stand des Wissens für jedermann verständlich zusammen. Der Verein arbeitet satzungsgemäß primär in und für Deutschland, aber auch international sind die Verlagspublikationen, Fachwissen und Beratung bei Fragen rund um Igel, Igelschutz und Igelhilfe weithin anerkannt und gefragt. Pro Igel führt oder unterhält keine Igelpflegestellen oder Igelauffangstationen, sondern vermittelt u.a. Igelpflegern das Know-how. Pro Igel ist sozusagen ein Fachverband von Igel-Fachleuten und kein Mitgliederverein oder Zusammenschluss von Igelfreunden. Der Verein finanziert seine umfangreiche Arbeit für das Wildtier Igel und alle an ihm Interessierten ausschließlich durch Spenden.

 

 

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